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Seemannschaft mit Wilfried Erdmann
Verschiedene Tipps und Erfahrungen auf Basis von Frage und Antwort. Neben den detaillerten Ausführungen können hier die kurzen Tipps nachgelesen werden.
Mechanische oder elektrische Bilgepumpe?
"Machen Sie sich keine Sorge, es kommt kein Wasser ins Schiff." So der Bootsverkäufer als wir die falsch platzierte Bilgepumpe monierten, denn der Schaft an der Cockpitwand (Cockpitsüll) ließ sich absolut nicht durchhebeln. Solche Ansichten sind Unsinn, denn immer kommt mal Wasser ins Schiff, entweder durch den Niedergang, durchs Stevenrohr oder gar einem undichten Ventil im Schiffsboden. Deshalb sollte nicht nur eine manuell betriebene Pumpe installiert sein, sondern diese als Außenpumpe voll funktionsfähig und bequem erreichbar angebracht sein. Nur so kann lange gepumpt werden.
Jedes Fahrtenboot, wie klein es auch immer sein mag, sollte mit zwei Lenzsystemen ausgestattet sein: einer mechanischen Handpumpe und einer elektrischen Bilgepumpe. Dies ist ein großes Sicherheitpaket. Warum? Die mechanische ist zuverlässig, die elektrische einfacher zu gebrauchen. Die elektrische Pumpe würde ich automatisieren, allerdings sollte sich der Ansaugpunkt nicht an der tiefsten Stelle der Bilge befinden damit die Automatik nicht bei jeder Tasse Wasser anspringt. Wünsche ich mir absolute Sicherheit wäre es ein Muß, diese automatische Lenzpumpe mit einer separaten Batterie zu betreiben. Zur Handpumpe: Am besten eignet sich eine Doppelmembranpumpe mit hoher Kapazität, 120 Ltr/min wäre eine Richtwert. So ein voluminöses Ding kostet, dafür blockieren dann nicht gleich schon ein paar Streichhölzer die Funktion, und zudem läßt sich das Gehäuse schnellstmöglich aufklappen und reinigen. Um die Pumpe effektiv zu nutzen, sollte sie auf halbem Weg zwischen Ansaugpunkt und Ablauf montiert sein.
Auch und vor allem für kleine Yachten sind leistungsstarke Handpumpen sinnvoll.
Und zwar deshalb: Ein Leck zum Beispiel durch ein undichtes Kühlwasserrohr läßt auf einem sieben Meter langen Kreuzerboot genau soviel Wasser durch wie auf einer 17 Meter langen Yacht. Und es ist doch so, daß ein 17 Meter Schiff, bevor es zu sinken beginnt, eine Menge mehr Wasser im Rumpf vertragen kann als ein sieben Meter Boot. Das bringt mich zu der Folgerung, daß das kleinere Boot die größere Bilgepumpe benötigt. Auch wenn sie schwer und platzraubend ist, muß man daran denken, daß mal der Augenblick kommen könnte, wo nichts wichtiger ist als die Pumpe.
Trotz dieser beiden Lenzarten geht nichts über die dritte Möglichkeit: eine stabile Pütz. Denn es gibt keine effizientere "Pumpe", als einen ängstlichen Seemann mit einer Pütz in der Hand.

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