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Seemannschaft mit Wilfried Erdmann
Verschiedene Tipps und Erfahrungen auf Basis von Frage und Antwort. Neben den detaillerten Ausführungen können hier die kurzen Tipps nachgelesen werden.
Segeln mit der Partnerin
Fahrtensegeln ist eine schöne Sache. Gewiß. Auch wenn`s den Frauen manchmal nicht ganz so gefällt wie den Männern. Warum hat das weibliche Geschlecht oft ein gespaltenes Verhältnis zu Schot und Pinne? Kaum ist frau an Bord, sofern sie Mitseglerin ist, werden ihre Bewegungen linkisch und unsicher. Liegt es womöglich gar nicht an ihr?
Was ist zu tun?
Fast immer liegen die Ursachen beim Mann, Partner, Bootseigner. Ernsthaft. Er hat die schöne Beschäftigung Crewsegeln falsch angefaßt. Triebfeder sind häufig zu hohe Erwartungen, Ungeduld, schlichtweg Nörgelei. Mit dem ersten Törn wird viel Enthusiasmus kaputt gemacht. Entweder es hapert an der Organisation, bei der Einweisung ins Bootsleben allgemein oder ins Segeltechnische. Ganz schlimm die Bemerkung, "wenn du mitkommst, brauchst du überhaupt nichts an Bord zu machen", was sich etwa so verhält, als ob man beim Fußballspielen nur mitlaufen würde. Also: Eine Frau nur zum Kaffeekochen im Hafen würde ich mir nie aufladen. Und weiter: Bloß nicht eine Frau an Bord locken mit Komfort, Bequemlichkeit, ergo mit Dingen, die man auch zu Hause bieten kann: Toaster, Fernseher, heiße Dusche ...
Deshalb meine erste Regel: Der Partnerin klar machen, daß sich das Leben an Bord völlig neu gestaltet. Priorität haben: Schlafsack, Kaltwasser, Haferflocken. Dafür aber viel Zeit füreinander, die Natur und einen lockeren Fahrplan. Welcher Freizeitsport kann das schon bieten.
Integrieren ist das große Wort, damit es an Bord gemeinsam funktioniert. Leicht gesagt, schwer umsetzbar. Basis dafür ist die Liebe. Anstatt seine Partnerin bei der Einweisung totzuquatschen, sie lieber Schritt für Schritt einweisen. Und nicht vergessen, nicht nur Aufgaben unter Deck zuteilen. Von Anbeginn an Wachen einteilen und einhalten. Nur was sich wechselseitig ergänzt hat Bestand auf See. Sofort Zutrauen fassen, Vertrauen entgegenbringen.
Und vor allem nicht aus der Haut fahren, wenn frau Fehler macht. Beispielsweise die Leine auf der Klampe falsch belegt. Einfach ignorieren. Um der guten Laune Willen, denn nichts ist langweiliger als das Perfekte. Sich ebenso verhalten beim Steuern oder bei Hafenmanövern, wobei unüberhörbar immer wieder der Satz fällt: "Ich mach` dir ja nichts gut genug."
Mit einem "unbesegelten" Mädel würde ich folgendermaßen verfahren. Einweisung ins Schiff. Wo und wie funktionieren die wichtigen Dinge beim Bordleben: Koje, Kocher, Toilette, Ventile. Schon beim Verlassen der Molenköpfe Pinne oder Ruder übergeben und mit wenigen Worten Hilfestellung leisten. Nicht soviel reden und vor allem nicht auf Anhieb Segeltechnik, Steuermechanik und Motorenkunde vermitteln wollen der Partnerin mit rechts- und linksdrehender Propellerwirkung den Kopf verdrehen. Habe ich alles schon beim Chartersegeln erlebt. Soll das Fahrtensegeln zusammen Freude und Vergnügen bereiten muß Toleranz gewährleistet sein.
Grundsätzlich: Sicherheit ausstrahlen und nicht nur ausweisen an Hand von Ausrüstung. Wer vor dem Törn fünf verschiedene Wetterberichte abhört und zusätzlich Stegnachbarn zu Rate zieht, wird mit Skepsis rechnen müssen. Angst spielt bei Frauen auf einem Segelboot nämlich eine nicht unerhebliche Rolle. Klar, alles bewegt sich. Leichtes Unbehagen stellt sich auf Grund des Seegangs ein. Dazu eine große Leere ringsum.
Hat man jedoch mal eine schwierige Situation gemeinsam überstanden, erlebt man Glücksmomente, die es an Land selten gibt.

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