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Seemannschaft mit Wilfried Erdmann
Verschiedene Tipps und Erfahrungen auf Basis von Frage und Antwort. Neben den detaillerten Ausführungen können hier die kurzen Tipps nachgelesen werden.
Osmose bei einem Gfk-Boot
In der Regel sieht ein Laminat, das Osmose hat, aus als hätte es die Windpocken. Unterwasserschiff und Kiel sind mit erbsen- bis fingernagelgroßen Bläschen übersät. Doch bevor man die "Pickel" Osmose zurechnet, sollte zunächst geprüft werden, ob sich vielleicht nur Antifouling gelöst hat, was normalerweise kein Problem wäre, weil man das Unterwasserschiff säubern und mit einem neuen Anstrich versehen kann. Liegen aber die Krater tatsächlich tiefer und enthalten beim Aufbrechen einen stechenden Geruch einer sauer riechenden Flüssigkeit und kommt zudem Laminat zum Vorschein lautet die Diagnose Osmose.
Schwieriger wird das Erkennen, wenn das Schiff schon länger an Land liegt. Durch hohe Temperaturen und Trocknen bilden sich die Blasen zurück. Das Aufspüren feuchter Stellen wird fast unmöglich. Es gibt dafür zwar spezielle Handmeßgeräte, die aber nur begrenzte Informationen liefern. Schon Verstärkungen oder Unterfütterungen im Rumpf zeigen einen Fehlwert an. Skepsis ist angebracht, wenn der Eigner mit Stecheisen und Schleifmaschine selbst Hand angelegt hat, um Osmoseschäden zu beheben Das hat nämlich seine Tücken, weil meist Staubrückstände in den Hohlräumen bleiben und tiefgehende Blasen nicht beachtet worden sind. Hinzu kommt daß die "Renovierung" häufig bei unterschiedlicher Temperatur und Luftfeuchte durchgeführt wurde. Also Vorsicht bei einer individuell durchgeführten Osmosebehandlung. Diese Arbeit kann nur ein Fachbetrieb mit geeigneten Einrichtungen erledigen. Dabei wird zum Beispiel in einer Spezialhalle der marode Rumpf mit entsprechender Tiefenwirkung gesandstrahlt und anschließend das Laminat bei einheitlichen Temperaturen saniert.
Welche Bedingungen führen vordergründig zu dieser Blasenkrankheit. Vor allem Rümpfe, die in Süß- und Brackwasserrevieren beheimatet sind und Yachten, die im Mittelmeer oder tropischen Revieren ihr Fahrgebiet haben, sind anfällig. Wärme gibt dem Wasser nicht nur eine geringere Dichte, sondern macht auch die Feinschicht auf dem Rumpf durchlässiger für Wasserdampf. Selbst bei sorgfältiger Arbeit (Handauflegeverfahren) bleiben kleine Luftblasen im Laminat. Gelangt Wasserdampf in einen Hohlraum, bewirkt der daraus resultierende Druck eine Delamination, woraus eine Beule an der Oberfläche entsteht. Die meisten Osmoseblasen bilden sich jedoch zwischen Feinschicht (Gelcoat) und erster Verstärkungslage. Ohne Gegenmaßnahmen dringt diese Krankheit immer tiefer ins Laminat und macht den Rumpf "weich". Die Festigkeit des Rumpfes nimmt ab. Hauptursache ist immer noch unsachgemäße Temperatur in der Werft, falsche Materialqualität, Fehler beim Laminieren.
Beim Gebrauchtkauf ist darauf zu achten, wo das Boot gebaut wurde. Eine renommierte Werft ist zwar keine Garantie, aber schon sehr hilfreich. Dort wird in der Regel weniger mangelhaft gearbeitet. Dann: Wo hat das Schiff überwiegend im Wasser gelegen und wie lange. Allgemein gilt: Ein Rumpf aus solidem Laminat ist weniger anfällig als ein Sandwichlaminat. Und: Sollte es zu einem "OsmoseKauf" kommen, muß der Eigner erhebliche Sanierungskosten pro laufenden Meter Schiff einkalkulieren.

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