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Seemannschaft mit Wilfried Erdmann
Verschiedene Tipps und Erfahrungen auf Basis von Frage und Antwort. Neben den detaillerten Ausführungen können hier die kurzen Tipps nachgelesen werden.
Fock oder Großsegel zuerst reffen?
Das Genuasegel. Klar doch. Ich hantiere vorrangig mit drei Gebrauchssegeln: Genua, Fock, Groß. Wobei die Genua mein Lieblingssegel ist und aus diesem Grund häufig bis zum Maximum gefahren wird.
Segle ich mit Fock und Groß, so ist auf allen von mir gesegelten modernen Rissen das Groß immer zuerst dran. Und dies auf allen Kursen. Das entlastet Rigg und Crew am ehesten.
Eingehender zur Frage. Prinzipiell hängt die Reihenfolge des Reffens von Kurs und Seegang ab.
1. Auf Am-Wind-Kurs bis halbem Wind beginne ich mit Großsegelreff, bevor ich die Fockfläche reduziere. Reicht das nicht, folgt ein zweites Reff im Groß und eine weitere Verringerung der Fock. Und so weiter. Stets von hinten nach vorne. Stürmt es und ich muß den Kurs beibehalten, bietet ein durchgerefftes oder, so vorhanden, ein Try plus Sturmfock ein ausbalanciertes Verhalten.
2. Auf raumen bis achterlichen Kursen beginne ich ganz klar beim Groß und setze dort das Reffen fort. Das Boot läßt sich mit geringer aufgefierter Segelfläche besser auf Kurs und überhaupt im Griff halten.
3. Bei stürmischem Wetter ist auf allen Kursen nach durchgerefftem Groß die Sturmfock zu setzen. Wie es dann weitergeht, hängt echt von den Wellen ab. Sind es schon Sturmseen und kann ich ablaufen bleibt grundsätzlich die Sturmfock als letztes Segel stehen.
Segelflächen verkleinern bedeutet bei mir schnelles Arbeiten. Die Handgriffe sind vorher zu überlegen, denn wild schlagendes Tuch ist zu vermeiden. Daher: Einfache, klare Reffvorgänge können nur fachgerecht durchgeführt werden, wenn man sich zuvor gute Arbeitsbedingungen schafft. Dazu gehört unter anderem, Fallen und Schoten durch Markierungen und Farben zu kennzeichnen, und Reffbändsel jeder Art ausreichend zur Verfügung zu haben.
Abschließend: Im Zweifel nie zuviel Segelfläche fahren, aber auch selten zu wenig. Wichtig ist, sich den Wetterverhältnissen anpassen zu können.

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