Mein Vortrag in Finkenwerder für „Jugend in Arbeit e. V.“ war – logisch – ausgebucht. Wir haben sogar einige Zuschauer wegschicken müssen. Also beste Organisation, super Saal, toller Abend im Golden Tulip Hotel. Danke noch einmal den Weitgereisten zwischen Fulda, Stade und Schwerin.

Heute eine Buchvorstellung – nicht nur weil der Autor ein Nordfriese ist.

Segler sind gemeinhin Leser. Bücherleser. Zuschauen ist ihnen verwehrt, da Segeln meistens fernab vom Land unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Richtiges Segeln sowieso. Ozeansegeln zum Beispiel. Also bleibt Interessierten nur das Lesen darüber. Hier ist mir ein Buch in den Briefkasten gefallen, das einen 14-monatigen Atlantik-Rundtörn beschreibt. Iko und seine Frau Maret sind in einem relativ kleinen Boot, einer neun Meter langen Albin Ballad, unterwegs gewesen. Iko, der Schreiber, ist eigentlich Gitarrist in einer Band, singt auch Balladen und Rock. Musik spielt eine große Rolle in seinem Buch. Iko hat aber auch Angst vor der See. Rockmusiker und Angst? Hm, denkt man? Das kann man sich gar nicht vorstellen.

Zum Inhalt: Mit einem erzählenden Segelbuch verbindet man selige Augenblicke auf dem Meer, Meilen machen, Stürme und Flauten, Nacktbaden an tropischen Stränden, eben Urlaubsgefühle. Doch „Die Reise in einem Cocktailshaker“ erzählt primär nicht von der großen Idylle solch eines Atlantiktörns, sondern von fremden Kulturen, von Nahrungsmitteln, Stauproblemen, vom großen Glück aufgebrochen zu sein, der unmittelbaren Angst, wenn es wieder auf See geht, grundsätzlich aber über das Leben an Bord als Paar und vor allem dem großen Glück, eine Freundin an Bord zu haben, die die Wachen mitträgt, die Maschine repariert, den Mast bis zum Top entert, um ein Fall einzuscheren. Und eines Nachts taucht die Mutige in der Str. von Dover sogar, um den blockierten Propeller von Unrat freizuschneiden und - Musik macht sie auch: Maret (Akkordeon) und Iko (Gitarre und Gesang) unterhalten die Menschen in so manchem Hafen und Ankerplatz. Damit bringen sie als „Bootsreisende“ etwas mit, was gerade in der Karibik hervorragend ankommt: Musik. Um sich in Stimmung zu bringen, singen und spielen die Beiden auch mal bei Rauschefahrt auf dem Vordeck ihrer BALU alles zwischen Bläck Fööss und Van Morrison. Überhaupt: Wenn es mal knallt oder ihnen etwas quer kommt, wird komponiert und getextet. Herrliche Balladen von der Reise sind das Resultat. Über Meer und Inseln, Menschen und Küsten, Himmel und Sternennächte.


Umschlag „Die Reise in einem Cocktailshaker”

Das Reisebuch handelt ebenfalls von überaus schlechtem Wetter im Passat, von Nässe im Boot und viel von Wetterberichten und -prognosen, die sie übers Internet empfangen und sie häufig irritieren. Iko dazu: „Manchmal denke ich, ohne Wettervorhersagen ginge es auch.“ Schlimm und belastend: Ihre Windsteueranlage arbeitet unzuverlässig (für eine kleine Crew anstrengend). All das erfährt man und vieles Seemännische mehr – ohne den „Seemann“ herauszustellen. Und dass es auf diesem Nordatlantik-Rundkurs ein Zuviel an ungeschützten Ankerplätzen gibt und Rollen in einer Dünungssee ihr Alltag ist. Leider entschädigt der gebunkerte Rotwein dann in keinster Weise: Er ist immer sauer. Jede Flasche, die sie öffnen, ist ungenießbar. Mein „Bardolino“ auf der Nonstopfahrt war perfekt. Rätselhaft.

„Die Reise in einem Cocktailshaker“ ist ein rockiges Buch. Hat 256 Seiten. Kostet 14,90 Euro und ist erhältlich im Buchhandel.

Toppen kann man die Geschichte, indem man sich zwischendurch das eine oder andere Lied der unterwegs selbstgeschriebenen und komponierten Songs in den CD-Player schiebt. Die CD mit dem Titel OUR JOURNEY IN A COCKTAILSHAKER mit 14 Songs ist eine ungewöhnliche und wunderbare Ergänzung zum Buch: „When the night comes“ muss, auf See gehört, der Himmel sein.

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