22 meiner letzten 24 Weihnachten verlebte ich im malerischen Goltoft, einem winzigen Bauerndorf an der Schlei. Die Schlei ist ein Ostseearm, der 20 Meilen ins Land greift, und in dem rund 3 Meter Wassertiefe vorherrschen. Also ideal für Reisesegler, von hier aus die nahen und fernen Meere der Erde zu erkunden, was ich mehrfach umgesetzt habe. Doch zurück zu den Festtagen. Nach dem Kirchgang und dem Auspacken der Geschenke kam am Heiligabend ein kleines Essen und Spiele. Am ersten Weihnachtstag dann das festliche Mittagsmenü: Avocado mit Sauce Vinaigrette vorab, Reis und Filet mit frischen tropischen Früchten als Hauptgang, Kaffee und ein Stück Butterkuchen rundete das Essen ab, währenddessen aus dem Player Klänge der "Schönsten Weihnachtslieder aus aller Welt" erschallten. Irgendwann nachmittags unternahmen wir einen langen Spaziergang in den Goltofter Wald. Er hatte etwas Wildes und Erhabenes mit seinen hoch aufragenden Buchen und dschungelartigem Gebüsch. Schnee oder Nässe und der stille Wald klärten unsere Sinne. Merkwürdig: Nie trafen wir andere Bewohner in "unserem" Wald. Und als wir wieder zu Hause waren, meist bei Einbruch der Dunkelheit zündete Astrid die Wachskerzen am Baum an, während wir gemeinsam davorstanden und zusahen, wie die Lichter in den Kugeln flackerten.


Ein Licht, bei dem ich aus der Zeit falle. Foto aus meinem neuen Buch "Segelzeit"

Weihnachten auf See bietet nichts von alledem. Logisch. Die beiden, die ich auf See verbrachte, allein mit KATHENA NUI, sind mir unvergesslich. Bis ins Detail. Das Wetter. Die über Bord gerutschte Wollmütze. Die Kerze am Kartentisch, mit einer Schraubzwinge befestigt. Genau genommen: Das Glockengeläut aus dem Radio klang lauter, die Stille wirkte stiller. Beide Feiern haben stattgefunden im Südpolarmeer. Vergesse ich mal den Ton des Windes war das eigentliche Weihnachtsgeschenk – Ruhe, Frieden, frische Luft und absolute Besinnlichkeit. Auf 1200 Meilen keine Menschen und im Umkreis von knapp 2000 Meilen keine Stadt. Ein Glas Rotwein zeigte unter diesen Bedingungen seine Wirkung. Die Mahlzeit köstlich, obschon, auf Grund der Schiffsbewegungen, aus einer Schüssel genossen. Während ich mit der Gabel versuchte, das Essen in den Mund zu balancieren, war ich untergetaucht, versunken in die Weihnachtsgeschichte.

Sonntag ist Heiligabend. Allen Segelfreunden in nah und fern

EINE FROHE UND GESEGNETE WEIHNACHT

wünschen herzlich

Wilfried Erdmann & Astrid Erdmann

 nach oben