Mein Schiff steht neuerdings im Wohnzimmer. Aufgebockt. Mit Mast und Kiel und allem drum und dran. Da steht es nun – schmutzfrei und trocken – als Modell im Maßstab 1:10. Es glänzt und blinkt verführerisch. Vor einer Woche bekam ich es als Geschenk. Unerwartet stand Werner Müller, Modellbauer aus Herford, feingemacht in Schlips und Sakko vor der Tür: "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag," sagte er strahlend und überreichte mir mit begleitenden Worten das Schiff, das er in beiden Händen hielt. Mit 1,06 Meter Länge und Blei im Kiel hat es ein ordentliches Gewicht, und ich musste nachfassen, damit es mir nicht aus den Händen glitt.

Dass Herr Müller ein Modell von KATHENA NUI baut, war mir ja bekannt, schließlich hat er drei Jahre daran gearbeitet. Mehrfach war er in dieser Zeit bei uns, um Maße abzunehmen und Fotos zu machen. Aber nie wäre ich darauf gekommen, dass er es für mich fertigt und daraus so ein Prachtstück wird. Zunächst nahm ich auch an, es sei mitgebracht nur zum Angucken und Bewundern, denn das allein wäre schon toll und angenehm. Aber er hat es von Anfang an für mich gebaut. Solch eine Überraschung macht bestimmt jeden verlegen. Jedes Dankeschön, egal wie sehr man es betont, klingt ziemlich banal. Ich war recht still. Soll heißen: Ich holte tief Luft, schüttelte den Kopf und staunte, dass es solche Menschen noch gibt.


Modellbauer Werner Müller überreicht das Modell der Kathena nui

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Kurzes Video vom Modell der Kathena (MP4)

Man bedenke die Fakten: Allein 1600 Arbeitsstunden sind schon beeindruckend. Dann das Wichtigste: Die Linien des Rumpfes stimmen genau überein. Und dies im Einklang mit handwerklicher Qualität. Extra für den Bau hat sich Werner Müller eine Drehbank mit Fräseinrichtung für Modellbauer angeschafft. Folgedessen sind Beschläge, Blöcke, Schäkel, Wantenspanner originalgetreu nachgebaut. Teilweise Millimeterklein. Sogar das Deck ist wie im Original gesandet. Benutzt hat er dafür extrem fein gesiebten Vogelsand. – Was soll ich hier lange drumherumschreiben. Man muss es gesehen haben! Es wirkt in der Tat zum An-Bord-Springen und Lossegeln.

Auf meiner Homepage, Datum 24. Mai 2004, habe ich ja schon eine Zwischenbilanz gezogen, und jetzt kann ich nur noch ergänzen: Rumpf und Deck sind aus Holz, ebenso der Mast (sechsfach verleimt). Luken beweglich mit Schraubverschlüssen, die Aries ist funktionsfähig. Ich wiederhole: alles im Maßstab 1:10. Unter Deck hat der Filigrantechniker selbst mein Kojen-Schlingerbrett nicht vergessen. Wer ganz genau in die Kajüte schaut wird Weltkarte, Barometer, Uhr, Hydrometer am Schott erkennen.

Also: Leicht beschämt standen wir lange herum – ums gelungene Stück und wunderten uns. „Ach, guck mal die Speedometeranzeige und der Impeller ....“ Glücklicherweise war es ein schöner sonniger Tag in Schleswig-Holstein und bald kam Astrid auf die Idee, das Schmuckstück zu taufen – wertgetreu mit Veuve Clicquot. Vielen, vielen Dank Werner Müller. Wir nehmen an.

Herr Müller ist Fernmeldeingenieur, 57 Jahre alt und Katamaransegler auf Binnenseen. Beide hoffen wir, dass sich irgendwann und irgendwo die Gelegenheit bietet, das Modell einem Interessentenkreis zugänglich zu machen. Der richtigen KATHENA NUI sind, auf welche Weise auch immer, zahlreiche Leute verbunden. Das zeigt sich, indem sie hier von weither vorfahren, „um mal die Hand ans Boot zu legen“. Ich erinnere mich auch an die „boot“ in Düsseldorf 2002, wo Besucher viel Zeit und Mühe investiert haben, um sich an Bord umsehen zu können.

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