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Ich gratuliere Miss Ellen MacArthur  |  23. Februar 2005


Segeln mit Wilfried Erdmann
512 Seiten, 31 Farbfotos,
192 S/W-Fotos und Zeichnungen, diverse Faksimiles, Tabellen und Karten; Klappenbroschur
Edition Maritim
EUR 29,90
ISBN 978-3-7688-506-7
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Nach den Vendée Weltumseglern nun Ellen MacArthur. In 71 Tagen nonstop um die Welt. Großartig. Dies ist eigentlich keine Schnellsegler-Seite. Aber man kann diese fantastische Leistung der jungen Engländerin nicht ignorieren, daher möchte ich ein paar Sätze dazu notieren – aus technischen Gründen leider verspätet.

Für N24, einen Berliner Fernsehsender, habe ich MacArthur’s Ankunft in Falmouth am 8. Februar kommentiert. N24 war übrigens der einzige deutsche Sender, der die dreistündige Ankunft live ausgestrahlt hat. Schöne Bilder. Speziell die aus der Luft aufgenommenen. Die begleitenden Zuschauerboote wirkten wie ein Schleppe. Die Frage währenddessen immer wieder, wie es möglich ist, dass eine junge Frau diese Leistung bringen kann. Alles was ich weiß: Das richtige Boot, Aufgabe, Leidenschaft und Glück (ja auch) puschen mächtig. – Allein bei der enormen Geschwindigkeit (Durchschnitt 15,9 Knoten) den Krach auszuhalten, der Tag und Nacht an Bord herrscht, ist bewundernswert. Das dröhnt wie bei einer ständigen Tunnelfahrt mit dem Zug.

Dann ist da das immerewige Thema Schlaf. Wissenschaftler haben ihre eigenen Ansichten dazu. Ich kann mich auf Grund meiner Einhanderfahrungen nur insoweit äußern, dass man das Schlafdefizit durch dösen, was man viel mehr tut als schlafen, in Grenzen halten kann. Für mich hart, dass nach einem Tiefschlaf, den der Körper ab und an fordert, die falschen Bewegungen und Entscheidungen zu Fehlern führen können. Dies also der kritischste Moment war. Die Glieder werden ja vom Kopf gesteuert, also aus dem Schlaf durch eine Bö aufgeschreckt, sich sofort richtig zu orientieren, das ist die Kunst. Denn in solchem Augenblick widerfahren einem die meisten Fehler.

Sowieso unfassbar, das spinnenförmige "Geschoss" Trimaran von über 23 Metern Länge, erfolgreich am Limit voranbringen. Tag und Nacht die Zeit im Auge zu behalten. Ohne Zuschauer. Helm ab. Man kann sie lieben. Man muss sie lieben. Aber verstehen? Sicher tun das die wenigsten – hierzulande. Ich sage, Freud und Leid liegen auf solcher Strecke immer dicht beieinander – bei MacArthur überwog wohl Leid. Schätze, diese Rekordfahrt mit den Winden der südlichen Breiten war für sie nur ein Vorspiel. Allein gegen den Wind wird sicher als nächstes anstehen. Das ist nämlich eine Fahrt von wirklichem Kaliber. Hier hatte sie einen Tag aufzukreuzen, einen einzigen Tag, dort winken 100 Tage. Aber sollte sie es irgendwann anpacken, wird sie auch das mit Bravour bestehen. Wer so zielbewusst ins Segelleben startet – mit 18 Jahren allein rund Großbritannien – der hat die Contenance dafür.

Überhaupt eignet sie sich als klassisches Vorbild für all die jungen Menschen, die Boote, Wasser und Weite im Kopf haben aber immer lamentieren: "Ich habe kein Geld" – "Ich finde keinen Sponsor" – "Mein Beruf" – "Wie hoch sind die Vermarktungschancen" – "Ich möchte so gern, aber meine Freundin" ... aber wenig für eine konstruktive Umsetzung ihrer Träume tun.

Schluss mit Regatta und Rekorden. Meine "Kunden" bewegt doch eher das Naheliegende: Fragen und Mitteilungen zu Törns ums Fahrtensegeln. Fahrten in die Dänische Südsee sind dabei. Leute, die in der Garage Jollen für die Familie bauen. Fragen zu Reisen gen Skandinavien, die Karibik und weiter. – Eine junge Frau liebt das Segeln, hat dabei aber immer gegen eine gewisse Unsicherheit in Verbindung mit Angst zu kämpfen. (Wer Vertrauen ins Boot hat, sollte eigentlich gelöst See und Wetter begegnen.) Eine andere Frau möchte Tipps: Sie ist ihren Mann los und will sich im Sommer mit drei Kindern und einem Folkeboot auf die südliche Ostsee stürzen. Ja, stürzen, denn es mangelt, wie sie schreibt, an Erfahrung, aber andererseits möchte sie endlich einmal ein Stück Freiheit und Unerreichbarkeit erleben. Dazu und zu anderen Fragen nächstens Meer, pardon mehr.






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